Wohnhaus Arnold-Böcklin-Straße 5

Ungewöhnlicher Grundriss mit zylindrischem Vorbau

Erbaut 1927-28 von Karl Reinhardt

Karte mit Position von „Wohnhaus Arnold-Böcklin-Straße 5“

Arnold-Böcklin-Straße 5 99425 Oberweimar

„Das Einfamilienhaus wurde 1927/28 für den Direktor der Thüringischen Staatsbank Karl Reinhardt nach einem Entwurf des Berliner Architekturbüros Bielenberg & Moser errichtet.

Dasselbe Büro betreute zur gleichen Zeit auch den Umbau des Geschäftshauses der Thüringischen Staatsbank an der Steubenstraße 13-15. Im Jahre 1936 wurde an der Nordseite nach einem Entwurf von Paul Bräunlich eine Garage errichtet, die in Material- und Formgebung dem Bestand folgt. (…) Das Gebäude steht auf einem großen Eckgrundstück an der Kreuzung von Arnold-Böcklin-Straße und Malerstieg. Der vollständig unterkellerte eingeschossige Klinkerbau hat mit 2 Flügeln einen rechtwinkligen Grundriss und ist durch seine Lage an der östlichen Parzellengrenze betont von der Straße abgesetzt. Im Schnittpunkt der beiden Flügel befindet sich ein zylindrischer Vorbau, der mit einem Vollgeschoss die Traube überragt. Ungewöhnlich für den Weimarer Privatbau der 1920er Jahre ist die Verkleidung der Fassaden mit rotbraunen Klinkern. Das Erscheinungsbild wird maßgeblich durch den Farbklang zwischen diesen und den blaugrauen, im Farbton abweichenden erneuerten Dachziegeln bestimmt.

Zu den charakteristischen Details gehören weiterhin die Rollschichten an den Fensterstürzen, die Sprossenfenster und das profilierte Traufgesims. Der Hauseingang an der Nordseite wird durch einen spornartig vorstoßenden verschränkten Klinkerverband beiderseits der Haustür und ein rundbogiges Oberlicht akzentuiert. Ebenso ist die mit Natursteinplatten gepflasterte Zufahrt zu der tiefer gelegenen Garage von einer verklinkerten Mauerwange eingefasst. In der Raumdisposition bildet die große Halle, ähnlich wie bei vergleichbaren Landhäusern von Hermann Muthesius, das Kernstück des Raumgefüges und ist räumlich mit dem Speisesaal und dem Salon verbunden. Fenstertüren gewähren einen direkten Zugang zu Terrasse und Garten. Zur erhaltenen bauzeitlichen Ausstattung gehören unter anderem die Innentüren, Fliesen-, Parkett- beziehungsweise Dielenfußböden sowie die Haustreppe mit Stabgeländer. Der Garten ist als Rasenparterre mit Randweg und Heckenpflanzung entlang der Straße auf die Gestalt des Hauses abgestimmt. Ein achteckiger Springbrunnen in der Mitte blieb in seiner Einfassung erhalten.“

Quelle: Bauakte Arnold Böcklinstraße 5 zitiert nach Rainer Müller

Karl Reinhard bewohnte das Haus mit seiner Familie bis Mitte der 1930er Jahre. Danach besaß der Kaufmann Wilhelm Scheide aus Erfurt das Haus, ab 1939 wohnte hier der Fotograf Walter Hege.

Hege (1893 geboren in Naumburg, gestorben 1955 in Weimar) hatte ab 1930 eine Professur für Fotografie an der Kunstschule Weimar inne und wohnte zeitweilig in dem Haus. Bekannt wurde Walter Hege in den 20er Jahren durch Scherenschnitte mit Motiven aus Sagen und Geschichte für das Naumburger Notgeld; es folgten Aufträge für weitere Städte wie Detmold, Frankenhausen, Freyburg, Jena und Quedlingburg.

Bei den olympischen Spielen 1936 arbeitete er als einer von 45 Kameramännern für Leni Riefenstahl. Nach dem Krieg wohnte er noch einige Zeit als Mieter in dem Haus und ging 1947 in den Westen.

Nach Kriegsende gab es wie in vielen Häusern Mehrfachbelegungen und häufige Mieterwechsel mit entsprechenden Umbauten, die jedoch zwischenzeitlich rückgebaut wurden.

Literatur und Quellen
  • Rainer Müller et al: Kulturdenkmale in Thüringen 4 Bd. 2: Stadt Weimar – Stadterweiterung und Ortsteile, E. Reinhold Verlag, Altenburg 2009. ISBN 978-3-937940-54-0, S. 646.
  • Siegfried Wagner: Der junge Walter Hege, Schriften des Stadtmuseums Naumburg Nr. 7, Broschüre, herausgegeben für die Stadt Naumburg / Stadtmuseum, Naumburg 1998, 40 Seiten.
  • Unterlagen der jetzigen Besitzer